Was tun wir mit der Erinnerung und ihren Gegenständen? Halten wir an ihnen fest, oder sie an uns? Das, was bleibt – ob als materielles Objekt oder Ahnung oder Leerstelle – stellt uns vor die Herausforderung, einen Umgang zu finden. Zeigen, Vergessen, Bewahren und Erzählen – anders oder neu? Stets ist etwas anderes gemeint, wenn wir Erinnerung sagen.
Sechs Künstlerinnen sind eingeladen worden, der Frage des Erinnerns nachzugehen. Die Ausstellung bewegt sich dabei nicht nur auf der Ebene des Abstrakten. Vielmehr öffnet sie den Raum des Konkreten, des Biografischen und des persönlichen Archivs: Bei ihrer Arbeit beziehen sich alle teilnehmenden Künstlerinnen – direkt oder assoziativ – auf den Nachlass und die Geschichte der Großmutter des Kurators, Elisabeth. Sie leiht der Ausstellung ihren Titel, auch ihre Form und ihre Fragen. Die Arbeiten schöpfen aus dem Archiv dieser Erinnerungsstücke, seinen Objekten und Materialien; aus dem Privaten ebenso wie aus dem Allgemeinen, aus den Andeutungen ebenso wie aus den Auslassungen. Sie folgen dem Historischen und dem gerade erst Vergangenen sowie dem immer noch Gegenwärtigen.
Entlang dieser Achse öffnen die Beiträge der Künstlerinnen damit einen Projektionsraum. Denn gerade jede konkrete, jede greifbare Erinnerung erzählt in der Art ihres Seins und Wirkens etwas über das Erinnern überhaupt und dessen sinnstiftenden Blick. An den Arbeiten vergegenwärtigt sich nicht nur das Spezifische einer bestimmten Geschichte, sondern auch Erinnern als Kultur und Praxis, als Haltung und nicht zuletzt als Versuch einer Verortung des Vergangenen im Gegenwärtigen.
Was heißt es, sich zu erinnern? Immer ist etwas anderes gemeint.